Freie Software: Comfort at your Fingertips!
Gerade in der neuen Ausgabe der Linux Weekly News gefunden: Die Open Clip Art Library “An Online Massive Open Source 2d Graphics Repository”.
Als Windows-Nutzer, der auch nur ab und zu mal etwas mit Grafik zu tun hatte kam man an CorelDraw einfach nicht vorbei. Und wenn man nicht unbedingt die aktuellste Version haben musste, konnte man das Programm auch als Feld-Wald-und-Wiesen-Heimanwender bezahlen. Als ich CorelDraw noch benutzt habe, lag ich immer zwei Versionen hinter der aktuellen und war trotzdem noch zufrieden. Für einen immer noch stattlichen Haufen Geld hat man neben dem Programm einen unglaublichen Haufen ClipArts dazubekommen, sowie (und das war ziemlich wichtig!) ein fettes Buch, in dem all die ClipArts mehr oder weniger verständlich geordnet abgebildet waren. Im Grunde genommen war die ClipArt-Sammlung ohne das Buch nahezu wertlos. Irgendwann ist mir dann auch mal das Kleingedruckte im dem Buch aufgefallen, daß so in etwa besagte: “Sie dürfen diese ClipArts ausschließlich für den Privatgebrauch nutzen”.
Die Open Clip Art Library stellt Cliparts zur Verfügung, denen diese Beschränkung nicht anhaftet. Tatsächlich haften den dort veröffentlichten Clip Arts gar keine Rechte mehr an, denn das Projekt nimmt nur Werke auf, die Public Domain sind (ein kleiner Leitfaden von Creative Commons erläutert die Details). Ich persönlich fände eine “share alike” Lizenz, also eine, die Weiterverbreitung und abgeleitete Werke nur gestattet, wenn die ursprünglichen Rechte damit auch weitergegeben werden sinnvoller. Ein tolles Projekt, das sofort einen Platz in meinen Bookmarks gefunden hat ist es trotzdem!
CorelDraw hat mir lange Zeit sehr gefehlt nachdem ich auf Linux umgestiegen bin und alles was ich mit CoreDraw so gemacht hatte war verloren weil ich die Dateien ja mit keinem anderen Programm öffnen konnte. Irgendwann hat mir dann bei einem LUG-Treffen jemand von Sodipodi erzählt, einem freien Vektorgrafikprogramm, das SVG als Dateiformat benutzt. Das Userinterface von Sodipodi war in meinen Augen ziemlich umständlich, an Features hat mir auch so einiges gefehlt (Layers sind einfach ein must-have) und die Weiterentwicklung schien sehr langsam voran zu gehen. Aber es war ein Anfang. Schließlich kam einer der Vorteile von Freier Software zum tragen: Eine Gruppe von Sodipodi-Entwicklern hat sich abgespalten und basierend auf dem Sodipodi-Code ein neues Projekt begonnen: InkScape.
InkScape kann man nun tatsächlich als freien CorelDraw-Ersatz bezeichnen. InkScape ist ein noch sehr junges aber sehr lebendiges Projekt und was da mit jedem neuen Release an neuen Möglichkeiten aufgetischt wird überrascht mich jedesmal wieder!
Wir haben also ein freies, auf mehreren Platformen laufendes Vektorgrafikprogramm, das ein freies, standardisiertes Dateiformat benutzt und auch viele andere (auch proprietäre) Dateiformate schreiben und lesen kann.
Als nächstes (oder vielleicht auch schon als erstes) kommen einem dann Bitmapgrafiken in den Sinn, worauf die meisten Geeks wohl mit Gimp antworten werden. Gimp ist eines der Vorzeigeprojekt der Freien Software: Begonnen als Semsterarbeit von Spencer Kimball und Peter Mattis hat es so ganz nebenbei die inzwischen in vielen Projekten verwendete GTK Library (GTK = GimpToolKit) hervorgebracht. Nachdem die beiden ihr Studium beendet und sich aus dem Projekt zurückgezogen hatten übernahmen schnell andere die Weiterentwicklung. Wieder so ein Vorteil von Freier Software: Gute Software stirbt nicht weil die ursprünglichen Entwickler etwas anderes machen wollen.
Wir haben also ein freies, auf mehreren Platformen laufendes Bitmapgrafikprogramm, das ein freies, standardisiertes Dateiformat benutzt und auch viele andere (auch proprietäre) Dateiformate schreiben und lesen kann.
Bilder bereiten uns also kein Problem. Aber die Verbindung von Bildern und Text zu einem optisch ansprechenden Dokument, gemeinhin auch DTP genannt? Kein Problem! Da wäre zum einen OpenOffice als eine ineinander verzahnte Kombination (auch “Suite” genannt) aus Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbankanbindung (ein Datenbankprogramm als nativen Bestandteil der Suite gibt es in der nächsten Version), Präsentationsgrafikprogramm und Zeichenprogramm. Ursprünglich von der Hamburger Firma Stardivision als StarOffice entwickelt, wurde es (mitsamt der Firma) an Sun verkauft. Sun wiederum hat sich im Jahr 2000 entschlossen den Code einerseits als StarOffice zu vermarkten, andererseits aber ihn unter die LGPL zu stellen (und ihn damit effektiv zu Freier Software zu machen). OpenOffice ist die freie Variante aus deren Entwicklung sich Sun für sein komerzielles StarOffice bedienen kann. Die Motive dieser Codefreigabe waren sicher nicht rein altruistischer Natur, schließlich wird StarOffice/OpenOffice erst wieder in breiter Öffentlichkeit wahrgenommen seit der Code frei ist. Dennoch verdient Sun ein dickes Dankeschön!
Wir haben also eine freie, auf mehreren Platformen laufende Office Suite, die ein freies, standardisiertes und weit verbreitetes Dateiformat benutzt und auch viele andere (auch proprietäre) Dateiformate schreiben und lesen kann.
Tatsächliches DTP, im Sinne von “montieren von zuvor mit anderen Programmen erstellten Inhalten wie z. B. Texten und Bildern” bietet Scribus. Anfang 2001 noch als Ein-Personen-Projekt gestartet ist Scribus mittlerweile ein waschechtes DTP-Programm. Windows-Nutzer haben hier allerdings das Nachsehen: Einen Windows-Port gibt es nicht, Scribus läuft ausschließlich unter Linux oder Mac OS X. Ich vermute allerdings, daß ein Windows-Port durchaus machbar wäre, denn Scribus verwendet QT, ein multiplattform Toolkitt für C++.
Wir haben also ein freies, auf mehreren Platformen laufendes DTP-Programm, das ein freies, standardisiertes Dateiformat benutzt und auch andere Dateiformate schreiben und lesen kann.
Wer bis hierher durchgehalten hat und immer noch weiß, daß mir das alles in den Sinn gekommen ist weil ich einen Artikel über eine frei ClipArt-Bibliothek gelesen habe, kann sich ja mal Gedanken darüber machen warum um Himmels Willen man eigentlich noch proprietäre Software verwenden (für Heimanwender bedeutet “proprietäre Software verwenden” in den meisten Fällen ja “proprietäre Software klauen”) möchte.
Und weils so gut passt: Bei Groklaw gibt es diesen Artikel über das OpenDocument-Format und was die EU damit zu tun hat.