I am Legend
Ich habe heute eine DVD gekauft, zu der es eine etwas längere Hintergrundgeschichte gibt: Als ich noch klein (gemeint ist jung) war, gab es im Fernsehen häufiger den Film Der Omega Mann mit Charlton Heston. Nach einem mit biologischen Kampfstoffen geführten Krieg hat eine verheerende Seuche die Menschheit nahezu ausgerottet. Robert Neville, Forscher der Army der sich praktischerweise just in dem Augenblick, in dem er selbst infiziert wurde, daß von ihm entwickelte Gegenmittel spritzen konnte, hat überlebt und ist imun. Die einzigen anderen Überlebenden sind zu lichtempfindlichen Psychopaten mutiert, die die Seuche als Strafe Gottes für den technischen Fortschritt deuten und daher die Reste der Zivilisation vernichten wollen. So verbringt Neville die Tage damit durch das menschenleere Los Angeles zu streifen um die Mutanten zu finden und zu töten, während er sich des Nachts in seinem zur Festung ausgebauten Haus gegen ihre Angriffe erwehren muss. Schließlich findet er weitere Überlebende, die jedoch drohen ebenfalls Opfer der Seuche zu werden. Nevilles Blut und die darin enthaltenen Antikörper sind das Gegenmittel und so könnte die Menschheit nun von vorne beginnen. Gerade als die Gruppe Los Angeles verlassen will, um weit weg von den Mutanten und dem sinnlosen Kampf gewissermaßen eine neue Welt aufzubauen eskaliert jedoch die Situation.
Ich fand den Film immer toll und habe ihn geguckt sooft ich konnte und natürlich war das ein “must-have” als er auf DVD herauskam. Nur ist es leider manchmal etwas ernüchternd Filme mal wieder als Erwachsener zu sehen, die man in Kindertagen geliebt hat.
Der technische Fortschritt (Internetzugang, IMDB, Amazon) hat dafür gesorgt, daß ich irgendwann herausfand, daß der Film auf der 1954 von Richard Matheson geschriebenen Geschichte I am Legend basierte. Und diese Geschichte ist ein echter “Pageturner”! Auch hier hat eine Seuche die Menschheit ausgerottet. Der einzige Überlebende kämpft in erster Linie damit nicht den Verstand zu verlieren, in einer Welt, die ihm nach dem Verlust von Frau und Tochter nur noch tagsüber eintönige Routine und nachts den Kampf ums Überleben bietet. Die nächtliche Belagerung durch die zu nur noch instinktgesteuerten Vampiren mutierten Seuchenopfer, das morgendliche ausbessern des notdürftig befestigten Hauses, die Suche nach tagsüber hilflosen Vampiren, um sie zu töten. Und jede Nacht wieder die Gewissheit, daß die Zahl der Wesen vor dem Haus, die sein Blut wollen nur wächst und nicht kleiner wird. Schließlich trifft Neville bei seinen täglichen Streifzügen auf einen anderen Menschen, eine Frau, die von anderen Überlebenden erzählt. Neville muß jedoch feststellen, daß die anderen Überlebenden nicht so sind wie er erwartet hat.
Der Neville in dieser Geschichte muss sich seine Erkenntnisse über die Seuche erst mühsam erarbeiten und es gelingt Matheson sehr eindrücklich seine Einsamkeit und Verzweiflung zu vermitteln. Der Clou an der Geschichte ist jedoch, daß Neville am Ende feststellen muß, daß sich Normalität über die Mehrheit definiert und er, der tagsüber mordend durch die Straßen zieht, das Monster ist, vor dem sich eine neue Art Menschheit fürchtet.
Absolut lesenswert! Die Verfilmung mit Heston wirkt heutzutage auch ohne den Vergleich mit der Originalgeschichte nur noch wie die typische 70er-Jahre-Charlton-Heston-Masche. Im Vergleich mit der Matheson-Vorlage wird aber eben auch noch deutlich, daß es sich um eine absolut lausige Umsetzung des Stoffes handelt. Der Film hat trotzdem noch einen “besonderen Platz in meinem Herzen”. Ich habe sogar versucht andere damit zu beglücken, habe jedoch nur den müden Kommentar “Was findest Du bloß immer an diesem Zombie-Scheiß” geerntet.
Nun ist Der Omega Man aber nicht die einzige Verfilmung der Matheson-Vorlage: 1964, einige Jahre vor Night of the Living Dead wird hier Vincent Price von den Untoten belagert. Ich hatte von dem Film lange nur gehört, ihn schließlich endlich mal gesehen und ihn heute zufällig zum Kampfpreis von 6,99 € entdeckt. Obwohl er sich sehr eng an die Vorlage hält fängt der Film leider auch nicht die Stimmung des Buches ein.
Seit einigen Jahren kursiert jedoch ein Drehbuchentwurf von Mark
Protosevich (der unter anderem das Drehbuch für “The
Cell”
geschrieben hat) für eine Neuverfilmung im Netz:
http://www.horrorlair.com/scripts/legend.txt.
Das war scheinbar mal kurz vor der Verfilmung. So um 1999 herum hieß es
Ridley Scott würde das Script mit Arnold Schwarzenegger in der
Hauptrolle verfilmen und die beiden hätten sich schon gemeinsam
Drehorte angesehen. Damals war auch schon die Domain iamlegend.com
reserviert. Dann spielte man mit dem Gedanken den Titel in American
Legend zu ändern und statt Schwarzenegger sollte Kurt Russel den
Neville spielen (den ich mir in der Rolle auch deutlich besser
vorstellen kann). Schließlich ist das Projekt eingeschlafen, was ich
ziemlich schade finde, denn das Script hat mir außerordentlich gut
gefallen.
Gerade eben habe ich noch einen weiteren Drehbuchentwurf gefunden, den
ich noch nicht kenne:
http://www.fortunecity.com/tattooine/clarke/38/scripts/IAmLegend.txt.
Vielleicht ist das Projekt ja doch nicht so tot wie ich dachte. Google
hat gerade
diese
Seite zutage befördert auf der es heißt das Script würde sehr wohl
verfilmt. Da dort aber nichts über irgendeinen Zeitrahmen steht ist es
wohl ratsam sich weiterhin in Geduld zu üben und sich mit den gedruckten
Versionen von I am Legend zu begnügen. Mir hat Protosevichs Version
mindestens genauso gut gefallen wie die von Matheson und ich lese beide
immer wieder gerne.