Schönste Frau der Welt verlässt Deutschland
Göttingen (pk/tdk) Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautete wurde die schönste Frau der Welt am vergangenen Samstag überraschend in einer Göttinger Lokalität gesehen. Im Kreise engster Freunde wurden Getränke konsumiert und ein unterhaltsamer Abend verbracht.
Dazu der Augenzeuge Paul K.:
“Als ich mich traute in ihren Ausschnitt schauen zu dürfen, bemerkte
ich, daß ihr Gesicht (engelsgleich, fein geschnitten, klassische Linie)
erstrahlte, während ich (unwürdiger Würmling) versuchte, sie durch
unüberhörbare Liebesflatulenz für mich zu gewinnen.
Ich wagte nach einiger Zeit (zwei Minuten) den direkten Blickkontakt mit dem Subjekt der Begierde und erstarrte innerlich zur Salzstange.”
Das Lokal war naturgemäß sehr gut besucht. Die Vermutung besteht, daß
der größte Teil der Besucher den Ort des Geschehens nur aufsuchte, um
einen flüchtigen Blick auf die überirdische Schönheit, die den Ort in
ein warmes Licht der Begierde tauchte, zu erhaschen. Den Betreiber wird
dieser Besucheransturm erfreut haben.
Der Augenzeuge Thomas d. K. beschreibt die Situation so:
“Ähh, ich habe da also an diesem Tisch gesessen und versucht ein
Gespräch mit den Anwesenden zu führen. Der Abend war bis dahin eher
Langweilig verlaufen. Plötzlich hatte ich den Eindruck, die Temperatur
im Raum sei angestiegen. Und dann stand sie da! Eine Gestalt wie ein
Engel und ein Gesicht, das dem in nichts nachsteht. Zwei Augen, deren
Blick einen Stahlträger zum schmelzen bringen können [Anmerkung der
Redaktion: Die an dieser Stelle folgenden drei Seiten übertriebener
Schilderungen ersparen wir unseren Lesern. Nehmen Sie einfach einen
beliebigen Schundroman zur Hand und lesen Sie es dort nach] Zu meiner
großen Überraschung nahm diese Lichtgestalt an unserem Tisch platz.”
Bei der letzten Sichtung der besagten Anna S. in Rußland hat die
überirdische Schönheit tumultartige Unruhen ausgelöst, die leider dazu
geführt haben, daß sie das Land verlassen musste. Ein erneuter Anlauf in
Rußland beruflich tätig zu werden wird in Kürze erfolgen. Die Trauer
darüber, daß die schöne Anna S. deshalb Göttingen bald verlässt, ist
unermesslich.
Paul K. hierzu:
“Hamsterkäufe war die erste Reaktion auf diese tragische Nachricht!
Nachdem ich mein “Neue Revue”-Abo erneuert und Erbsensuppe gekauft
hatte, kam ich wieder zur Besinnung, aß die Suppe und entwickelte eine
starke Flatulenz, die mir später am Abend noch gute Dienste leisten
sollte.
Ich zog mir extra keine Unterwäsche an, damit ich, wenn es die
Situation erfordern würde, schnell Handlungsfähig wäre (an dieser Stelle
kamen mir die Erfahrungen, die ich während meiner Bundeswehrzeit
gesammelt hatte sehr zugute) [Anmerkung der Redaktion: Der hier
durchscheinende homoerotischen Kontext ist vom Augenzeugen K. mit
vielfältigen Gesten untermauert worden]. Ich war glücklich und
zuversichtlich der Dinge harrend, die des Abends noch kommen mochten.”
Auch der Augenzeuge d. K. gibt sich bestürzt:
“Ich habe am Samstag gehört, daß sie uns in einer Woche wieder
verlässt, um ihre Russland-Tournee fortzusetzen. Von den Unruhen, die
ihr letzter Auftritt, der dann ja leider abgebrochen werden musste, dort
ausgelöst hat, hatte ich gehört. Der einzige Grund, daß es nicht auch
hier zu solchen Ausschreitungen gekommen ist, war das wir sie hier immer
eifersüchtig bewacht haben und immer nur in einer kleinen Gruppe an
abgeschiedenen Orten mit ihr unterwegs waren. Mir hat es einen Stich ins
Herz versetzt, als ich gehört habe, daß sie jetzt bald wieder weg ist.
Das Ausmaß meiner Trauer ist unbeschreiblich, ich will aber trotzdem
versuchen es in Worte zu fassen: [Anmerkung der Redaktion: Nehmen Sie
nun bitte wieder die billige Schwarte vom Anfang zur Hand. Wir haben es
nicht über uns gebracht, daß weinerliche Gestammel dieses offensichtlich
gebrochenen “Mannes” hier wiederzugeben]. Nachdem die Sturzbäche meiner
Tränen versiegt waren, weil ich einfach keinen weiteren Tropfen
Flüssigkeit im Körper hatte, den ich noch hätte weinen können, haben
mich Freunde mit einigen Ohrfeigen aus meiner Embryonalhaltung zurück
ins Leben gezerrt. Ich glaube das macht deutlich, daß ich aufs tiefste
Erschüttert bin, daß Anna uns nun wieder verlässt. Die geplante
gemeinsame Zukunft liegt nun in Trümmern”.
Die extremen Äußerungen der beiden Augenzeugen können von Uneingweihten
nur verstanden werden, wenn der Hintergrund von Anna S. hier etwas
beleuchtet wird. Frau S. wurde geboren von ihrer Mutter, an einem
schönen Dienstag abend, in einer Holzhütte in Wuppertal, die sie
gemeinsam mit ihrem Vater erbaut hatte. Das direkt anschließende Studium
in Göttingen hat zu vielen gebrochenen und erbrochenen Herzen und Nasen
und zu einem hier nicht erwähnenswerten Abschluß in irgendwas geführt.
Der Stern der Anna S. stieg während dieser Zeit stetig höher. Kaum ein
Abend verging, an dem nicht zahllose, nahezu um den Verstand gebrachte
Verehrer sich ihretwegen die Augenbrauen rasiert und Fußnägel lackiert
haben. Ohne es zu merken war dieses unauffällige Entlein über die Jahre
zu einen strahlenden Schwan, einer Femme Fatale, einer unbewußt
männermordenden Nymphe der Glückseeligkeit geworden. Doch Anna S. machte
ihren Weg. Sie bekam eine Ausbildung, die ihresgleichen sucht und
orientierte sich schließlich gen Osten. Ein erster Versuch die
beispiellose Erfolgsserie auch in Rußland fortzusetzen, mußte wegen des
übergroßen Erfolges im Februar diesen Jahres abgebrochen werden.
Zurück in Göttingen gelang es ihr nathlos an ihr vergangenes, erfolgreiches Wirken anzuschließen.
Der Augenzeuge d. K. merkt hierzu demütig an:
“Wir haben, wie so häufig, nach der Sendung noch in einer Kneipe
gesessen. Plötzlich rief jemand `Da ist Anna`. Um mich herum sprangen
sofort alle auf und rannten raus auf die Straße. Ich habe zunächst nur
dieses unscheinbare, kleine weiße Auto mit der hübschen Asiatin am
Steuer gesehen. Wer hätte denn gedacht, daß ein Superstar in so einer
schäbigen Rostlaube durch die Stadt fährt. Schließlich gelang es mir,
durch die Massen einen Blick auf Anna S. zu werfen. Der kurze Blick hat
allerdings schon gereicht, um mich emotional umzuwerfen. Als dann noch
jemand erzählte, sie fahre nun zu Chen-Yu um eine Dusche zu nehmen, war
es um meine Beherrschung geschehen.”
Auch der Augenzeuge K. erinnert sich noch lebhaft an die Situation:
“Ich verschluckte mich leicht an meiner linken Burlingten Socke, an der
ich, wie so häufig, um meine Nerven zu beruhigen, nuckelte. Als ich
erfuhr, daß Anna wieder hier ist. Ich zog mir meine Hose wieder an,
verließ ebenfalls das Lokal, um Anna zu küssen, besann mich aber im
letzten Moment eines besseren und schmiss mich vor ihren Augen vor das
Auto, eventuell vorhandene Bodenunebenheiten durch meine Körper
ausgleichend, um Anna einen würdigen Anfahrtsweg zu ermöglichen.
Bezugnehmend auf das exorbitant unwürdige Fahrzeug. Ich weinte innerlich
vor Glück und Verzweiflung, als ich einen ihrer Schuhe zu sehen glaubte.
Es war allerdings nur eine Fata Morgana. Ich war übererregt und konnte
meine Umwelt nicht mehr klar wahrnehmen”.
Über das Zustandekommen des oben gezeigten Fotos gibt es unklare und
einander widersprechende Aussagen. Der Zeuge K. behauptet das Foto habe
ein Widerstandskämpfer aus der Zukunft mit zurückgebracht, der in
unsere Zeit gereist sei, um Anna S., die die Mutter der Zukunft sei,
gegen einen kybernetischen Organismus (einen sogenannten “Terminator”)
zu verteidigen, der hier sei um sie zu “terminieren”.
K. dazu:
“Ich habe Beweise für einen eindeutigen Zusammenhang dieses Themas
ausführlich mit dem ehemaligen Verteidiger von O.J. Simpson (der Bruder
von Bart Simpson) am Telefon besprochen. Wir kriegen euch alle am
Arsch!”.
Eine hiervon abweichende Schilderung der Vorgänge liefert jedoch der
Augenzeuge d. K.:
“Ich hatte also das Glück neben dieser Lichtgestalt zu sitzen, und sie
war so freundlich einige Worte mit mir zu wechseln. Was um mich herum
sonst noch vorging, nahm ich nur schemenhaft wahr. Unüberhörbar war
jedoch die Flatulenz des neben mir sitzenden Paul. Je nervöser er wurde,
desto stärker wurde der Geruch, den er hinterließ. Nichts jedoch hätte
mich an diesem Abend von der Seite der anbetungswürdigen Anna vertreiben
können. So trotze ich mit steigendem Endorphinpegel tapfer dem
olifaktorischen Angriff der Konkurrenz und konzentrierte mich ganz auf
die knisternde emotionale Spannung, die sich zwischen Anna und mir
unübersehbar aufbaute, obwohl der ungeübte Bobachter den Einruck
gewinnen könnte es handele sich hier lediglich um.. ich weiß auch
nicht.
Jedenfalls habe ich ihr mein Getränk aufgedrängt, und beim Essen der
Annanas blitze es plötzlich hell. Ich dachte die Spannung zwischen uns
habe sich nun in einem gewaltigen Blitz entlanden. Später habe ich ein
Foto gesehen, daß wohl in diesem Moment entstanden ist. In dem Moment
jedoch erschien sie mir im Schein der Lichtentladung noch mehr der Welt
entrückt.”
Ungenannte Quellen behaupten, daß genau in dem Augenblick, in dem Anna S. eine Annanas aß, einer der am Tisch sitzenden Bewunderer, in einer kurzen Flatulenzpause, eine Kamera zückte und diesen Moment für die Nachwelt, gleichsam als historisches Dokument festhielt. Der Fotograph wollte zu diesem Punkt auf Anraten seiner Ärzte und seines Astrologen leider keine Stellung nehmen. Es bleibt jedoch die Tatsache, daß Anna S. an diesem Tag erstmals einem größeren Kreis enthüllte, daß sie gedenkt Deutschland in Kürze wieder zu verlassen. Dies schmerzt auch uns. Das Leid der direkt betroffenen kennt jedoch offenbar keine Grenzen.
Der Zeuge d. K. versucht seine Gefühle in Worte zu fassen:
“Ich konnte die Fassung wahren als der Papst gestorben ist, das Leben
ging weiter als Fürst Raineer von uns gegangen ist. Harald Juhnke fehlt
mir, aber ich konnten mich zusammenreißen. Die Modern Talking Reunion
war ein harter Schlag, aber ich bin darüber hinweggekommen. Jetzt ist
jedoch alles sinnlos geworden. Wenn Anna geht, stirbt eine Welt in mir.”
Auch K. äußert sich zu seinen Gefühlen hinsichtlich der Abreise von Anna
S.:
“Pheromone! Der Erfolgsduft der menschlichen Evolution! Ich duftete
mich in Bestform und sah mich in uneinholbarem Vorsprung vor meinem
verhassten, wenn auch menschlich akzeptierten Gegenspieler, bis ich
bemerkte das etwas Land mitgekommen ist. Dies bekümmerte allerdings
erst am nächsten morgen die hübsche Polizistin während der
Leibesvisitation auf der Polizeiwache Wanne-Eickel, Abteilung
Verkehrserziehung. Der erotische Erbsenduft®, den ich verströmte verlieh
mir Selbstvertrauen und Stärke, als mir auffiel, daß mir die Zügel der
Liebe für einen Moment entglotten, da mein verhasster Konkurrent zu
einem fiesen Trick griff, indem er sich einfach mit Anna unterhielt. Er
war mit allen Wassern gewaschen, ich bewundere ihn. Dieser Teufelskerl.
Nun gut, ich fasste mich sofort wieder, verströhmte einen kurzen
Verlegenheitsduft und schrie Anna an: ‘Hallo, bist Du häufiger hier?’
und weinte danach. Mehr konnte ich nicht tun. Ich war mit meinem Latein
am Ende. Manchmal muss man das ganze Dorf niederbrennen um ein Kaninchen
zu fangen.”
Als wir den Zeugen d. K. mit den Aussagen von K. konfrontierten regierte
dieser verärgert:
“Also das will ich ihnen sagen, wenn der Paul jetzt glaubt er könnte
**zensiert**, dann kann er mir mal **zensiert**. Der hat schon
die ganze Zeit so komisch um Anna herum**zensiert** und wollte doch
eigentlich nur **zensiert**. **zensiert** **zensiert**
**zensiert** **zensiert** **zensiert** **zensiert**
**zensiert** und **zensiert** **zensiert** dennoch
**zensiert** **zensiert** **zensiert** **zensiert**. Das
nur mal so unter uns. Ich will das mal nett formulieren: Der hat doch
**zensiert** und ist eigentlich **zensiert** **zensiert**.
Das war jetzt mal so was ich dazu sagen kann.”
Diese deutlichen Wort über ihn veranlassten den Zeugen K. zu folgender
Äußerung:
“Ich respektiere diesen Mann von ganzem Herzen. Er ist ein Mann der
gr0ßen Gefühle und hat wieder einmal gezeigt, daß die Meßlatte der Liebe
immer nochmal einen Knuppel höher geschnubbelt werden kann. Kurz möchte
ich noch anmerken, daß ich bevor ich gleich die Besinnung verlieren
werde…”
Er wachte auf mit dem schalen Geschmack von zuviel Zigaretten, zuviel billigem Scotch und zu vielen schalen Beziehungen auf der Zunge. Regen schlug an die Fensterscheibe, die sowieso schon fast blind war, und das Appartment in der Lower East Side schien noch kleiner zu sein als sonst. Aus blutunterlaufenen Augen schweifte sein Blick langsam über die Reste der Nacht. Das Stechen im Kopf würde eine heiße Dusche beseitigen können. Der stumpfe Schmerz der Erfolglosigkeit ließ sich so nie beseitigen. In zwei Jahren nicht eine einzige gute Geschichte in sich gehabt zu haben, war eine Last, die auch der Alkohol nicht von ihm nehmen konnte. Aber heute morgen war etwas anders. Da war ein Name, der ihm nicht aus dem Kopf ging. Ein Name, den er nicht zu fassen bekam, und der doch immer am Rande des Bewußseins klang.
Wie war der Name? Was hatte er zu bedeuten.
Es musste wieder einer dieser Träume gewesen sein, die vielleicht eine Geschichte werden könnten. Aber heute war es anders. Mit jeder Minute wurde die Erinnerung klarer. Eine Geschichte, die es wert war aufgeschrieben zu werden, bahnte sich ihren Weg aus den Tiefen des Unterbewußtseins ans Licht.
Er hatte eine Geschichte in sich! Die Geschichte von Anna, der schönsten Frau der Welt!