Diary of the Dead
George Romeros Diary of the Dead ist so eine Art Night of the Living Dead meets the YouTube Generation. Wir treffen eine Gruppe Filmstudenten, die einen Horrorfilm drehen wollen. Während eines Nachtdrehs hören sie im Radio sehr beunruhigende Nachrichten, entschließen sich den Dreh abzubrechen und machen sich schließlich gemeinsam in einem Wohnmobil auf den Weg nach Hause. Dabei versuchen sie mit ihren Kameras das Geschehen um sie herum zu dokumentieren und stellen zwischendurch immer aktuelles Material online, um zu beweisen, dass die traditionellen Medien das Bild der Lage falsch wiedergeben.
Ebenso wie z. B. [REC] sieht der Zuschauer die Handlung durch die Kameras der Protagonisten. Allerdings wird das nicht konsequent durchgehalten. Die Bilder werden begleitet vom voice-over einer der Beteiligten, die Anfangs erläutert, dass sie sich entschlossen hat das gefilmte Material zusammenzuschneiden und Online zu stellen und sich ansonsten darin ergeht die Ereignisse rückblickend mit bedeutungsschwangeren Ausführungen zu kommentieren.
Und damit wären wir auch schon beim zentralen Problem von Diary of the Dead: Jede Menge Geschwafel, mit dem wohl vermittelt werden soll, dass die Mitglieder unserer kleinen Gruppe Tiefgang und eine durch die Extremsituation gewonnene Weisheit jenseits ihrer Jahre haben. Leider wird diese Wirkung tatsächlich nicht einmal annähernd erzielt. Stattdessen erfüllt man munter horrorfilmübliche Klisches:
- Zusammenbleiben ist doof. Wenn ich schon eine Steckdose findet, ist es wichtiger die Akkus der Kamera aufzuladen, als meinen Freunden beim suchen nach Nützlichem zu helfen. Sollen die doch brüllen was das Zeug hält, es reicht einfach mal hinterherzurufen, ob noch alles in Ordnung ist und ansonsten leise vor sich hin zu monologisieren wie furchtbar das doch alles ist.
- Der Film ist wichtiger als der Freund. Wenn direkt vor mir ein Zombie auf meinen Freund zutaumelt, ohne das der es merkt, versuche ich lieber den Bildausschnitt ruhig zu halten als einzugreifen, oder auch nur zu warnen. Es reicht sicher wenn ich hinterher laut und vernehmlich “Hopla” sage.
- Zusammenbleiben ist wirklich doof. Wenn eine von uns unter unserem Auto liegt und die Benzinleitung repariert und wir vermuten, dass irgendwie Zombies in die Scheune, in der wir uns befinden eingedrungen sind, gehen wir alle im Keller auf die Suche, lassen sie alleine und rufen ab und zu mal ein paar beruhigende Worte nach oben, damit sie sich keine Sorgen um uns macht.
- Perlenschnüre statt Türen! Warum sollten wir uns davon überzeugen, dass in dem großen Haus, in dem wir Zuflucht gesucht haben alle Türen verschlossen sind? Schließlich gibt es hier so viele Sicherheitskameras, dass man die Lage gut im Blick haben könnte. Aber dann müßte ja jemand auf die Monitore achten. Langweilig! Lieber weiter Alkohol trinken.
Die Liste könnte noch fortgeführt werden, aber ich glaube es ist klar worauf es hinaus läuft: Der Film ist einfach dumm! Die Handlung plätschert so ohne besonderen Spannungsbogen vor sich hin, die Protagonisten stolpern von einer Dummheit in die nächste und sind dabei äußerst Erkenntnisresistent. Visuell kann der Film durchaus gefallen. Im Gegensatz zu Filmen wie 28 Days Later… oder Dawn of the Dead 2004 sind Romeros Zombies keine schnellen Jäger. Vielmehr taumeln sie, gleichsam gegen die Leichenstarre ankämpfend, relativ ziellos durch die Landschaft, was aber durchaus für kraftvolle Bilder gut ist, die das Grauenhafte der Situation besser vermitteln als Kopfschüsse in Nahaufnahme. Die alleine retten aber keinen Film. Nachdem Land of the Dead schon eher negativ aufgenommen wurde hat auch Diary of the Dead es nicht geschafft mehr als Mittelmaß zu sein.
Wer also nur mal eben einen guten Horrorfilm sehen will, sollte von Diary of the Dead lieber die Finger lassen. Wer hingegen etwas Frustrationstoleranz hat und Neugierig ist was der Altmeister noch alles aus seinem Lebenswerk macht, der guckt ihn sich sowieso an. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass es auch mal wieder besser wird. Romero dreht gerade einen weitern, bisher noch unfertig als (Island?)…of the Dead titulierten Film.